Mal wieder London als Los. Und wieder hieß der Gegner Tottenham. Nachdem wir in den letzten Jahren bereits zweimal auf die Engländer trafen, sollte es nun also erneut ins große London gehen. Diesmal aber erneut nicht in die altehrwürdige White Heart Lane sondern ins umgebaute Wembley Stadium. Da die White Heart Lane gerade am selben Standort um- und teilweise neu gebaut wird, weichen die Spurs bei internationalen Spielen nach wie vor auf das Wembley Stadium aus. Dies sollte sich dann auch relativ schnell rauskristallisieren. Für mich optimal, da ich beim CL-Finale keine Karte ergattern konnte und im Vorjahr beim Spiel gegen die Spurs meine Flitterwochen genossen hatte. Da ich allerdings durch einen Arbeitstermin an dem Spieltag geblockt war, war die Laune bei Bekanntgabe der Spieltage durchaus gedämpft. Glücklicherweise gelang es mir im späteren Verlauf noch, diesen Termin zu verschieben. Somit konnte ich im dritten Anlauf auch endlich ein Spiel im Wembley mitverfolgen. Leider war die Zeit bis zum Spiel bis zu dieser Klärung bereits so weit fortgeschritten, dass alle potentiellen Mitfahrer bereits mit Flügen versorgt waren. Erfreulicherweise fand sich für mich aber kurzfristig noch ein Platz im Bus der BVB Supporters Lennetal.
So machte ich mich Dienstagsnachts (oder nennt man das schon Mittwochsmorgens?) um 2:00 Uhr auf den Weg nach Dortmund, parkte mein Auto in der Nähe des Bahnhofs und machte mich zu Fuß auf den Weg Richtung ZOB. Dort angekommen blickte ich in reichlich müde Gesichter und ich konnte auch einige Bekannte darunter ausmachen. Gegen kurz vor halb vier sammelte uns der Bus dann ein. Bereits fünf Minuten später saß ich mit Bier und Würfelbecher bewaffnet inmitten der angeheizten Meute und ließ die Würfel fallen. Schocken heißt das Spiel! So verging die Zeit bis Calais dann auch wie im Flug und ich konnte mir endlich mal ein Bild vom Eurotunnel machen. Denn diesmal sollte es nicht wie sonst immer mit der Fähre auf die Insel gehen, sondern mit dem Zug. Für mich ein neues Erlebnis und nach der Hinfahrt war ich auch wirklich überzeugt, da man ja doch an die zwei Stunden Zeit einspart. So trafen wir bereits in den frühen Mittagsstunden in London ein und der Bus ließ uns in unmittelbarer Nähe des Stadions raus. Schnell überlegte man, was man unternehmen könnte und mir war klar: Lust auf Sightseeing hatte ich nicht wirklich. In den letzten Jahren war man doch schon häufiger in dieser Stadt, sodass man sich das Geld für die Tube doch lieber sparen wollte. Glücklicherweise stand ich mit dieser Meinung nicht alleine und so machten wir uns kurzerhand per pedes auf den Weg in eine Kneipe. Ein Mitreisender sprach von einem Geheimtipp und sich den mal genauer anzuschauen kostet ja erstmal nix.
In der Kneipe angekommen ging mein Herz direkt auf. Als geneigter Craft Beer Trinker kam ich mit knapp 30 unterschiedlichen Bieren voll auf meine Kosten. Apropos Kosten: Der Pint kostete hier ca. 2,50 £, was für Londoner Verhältnisse schon echt eine Ansage ist. Abgesehen davon gab es auch noch einige echte Preiskracher auf der Menükarte. So verbrachte man den Tag dann auch größtenteils in eben diesem Laden. Den „Geheimtipp“ hatten anscheinend auch andere bekommen, sodass sich die Kneipe nach und nach mit immer mehr Dortmundern füllte. Um ca. 17 Uhr machten wir uns dann bereit für den kurzen Marsch zum Stadion, der mit einigen Gesängen zügig hinter sich gebracht wurde. Am Einlass war dann kurze Aufregung weshalb ich gar nicht kontrolliert wurde und mich somit nach kurzem Gedränge direkt im Stadionumlauf wiederfand. Im Block traf ich dann auch die anderen angereisten Mitglieder und Freunde. Man positionierte sich mittig über dem Mundloch und verbrachte die restliche Zeit bis zum Anpfiff beim ein oder anderen Plausch.
Da das Spiel mit der Anfertigung des Berichtes schon ein bisschen her ist, erzähle ich euch hier nichts wirklich Neues mehr. Inzwischen ist auch das Rückspiel gespielt und am Ende bleibt das Ausscheiden aus dem Wettbewerb. Die Tatsache, wie die Tore allerdings gefallen sind, ist schon ärgerlich. Durchaus vermeidbare Situationen und auch wenn der Sieg für die Spurs schon in Ordnung geht, ist die Höhe doch unnötig gewesen und spiegelt das Spiel nicht passend wieder. Umso ärgerlicher, dass unsere Mannschaft im Rückspiel super aufgespielt hat und der Ball trotzdem nicht ins Tor wollte. Am Ende kräht da aber leider auch kein Hahn mehr nach. Die Laune nach Abpfiff war in jedem Fall mal ordentlich am Boden und so machten wir uns auch schnell wieder auf den Weg zum Bus. Immerhin war man froh, dass man mit dem Tunnel auf dem Rückweg einiges an Zeit sparen würde und so sah ich mich schon im frühen Vormittag wieder in Münster ankommen. Da hatte ich die Rechnung leider ohne den Wirt gemacht. Es folgt eine kurze Auflistung der danach eingetretenen Ereignisse:
- Ein Depp aus dem Bus verläuft sich im Stadionumfeld und findet partout den Weg zum Busparkplatz nicht.
- Nachdem dieser Depp den Bus endlich erreicht, stehen wir bereits eine halbe Stunde länger rum, als geplant war.
- In Dover angekommen verpassen wir den Zug um ca. zehn Minuten und müssen versuchen in den nächsten Zug, der zweieinhalb Stunden später fährt, zu kommen.
- Der spätere Zug ist laut Betreiber ausgebucht und wir müssen erneut zweieinhalb Stunden warten.
- Der Zug danach ebenfalls, aber die Taktung ist nun in den Morgenstunden wieder enger.
- Wir bekommen für einen späteren Zug einen Platz und fahren schlussendlich sechseinhalb Stunden später als gehofft auf die andere Seite.
- Kurz vor Calais hat die Lok des Zuges einen Defekt und muss ausgetauscht werden (eine weitere Stunde Verspätung).
- Endlich wieder auf der Straße ist bei Antwerpen eine Vollsperrung und der Bus muss sie großräumig umfahren (wieder eine halbe Stunde mehr).
- Alle flachsen, dass auf der A40 ja auch noch eine Vollsperrung sein könnte … kurz vor Bochum kommt der Bus zum Stehen.
- Falscher Alarm, wir stehen 5 Minuten und kommen kurze Zeit später in Dortmund an.
Ganz schöne Odyssee und die Laune könnte im kaum besser sein. Ab Calais frönte man wieder dem Bier und so wurde die Fahrt wenn auch deutlich später noch sehr gut gelaunt beendet. Danke an die Supporters Lennetal für die Beherbergung. Es hat echt Spaß gemacht mit euch!
Abgesehen davon gab es auch schon längere Touren nach London, die für immer unvergessen bleiben werden